Rauchmelder |
Rauchmelderinitiativen als flankierende Maßnahme
Zur Frage der Verantwortbarkeit von auf
bestimmte Gebiete bezogenen geringeren Erreichungsgraden wird im Erlass
des Innenministeriums des Landes Nordrhein-Westfalen vom 5. Mai 2001
unter anderem ausgeführt, dass es in Einzelfällen möglich sein kann,
durch kompensatorische bauliche und betriebliche Maßnahmen eine
Selbstrettung von Personen mit an Sicherheit grenzender
Wahrscheinlichkeit zu gewährleisten, um so den auf dieses Gebiet
bezogenen geringeren Erreichungsgrad verantworten zu können (Az.: V D 4
- 4.310-1).
In den die Feuerwehren betreffenden Ländergesetzen (FSHG, FwG,
BrSchG, BKSG) werden den Feuerwehren regelmäßig folgende Aufgaben
zugewiesen (z.B.
Hamburgisches Feuerwehrgesetz vom 23. Juni 1986; § 3 Aufgaben der
Feuerwehren; GVBl. S. 137; Feuerkasse (2. Aufl. /April 1992):
Darüber hinaus wirken die Feuerwehren im Vorbeugenden Brandschutz sowie in der Brandschutzerziehung mit.
Die jeweils erforderliche Stärke und Ausrüstung der Feuerwehren
(Personal, Material) wird dabei in den Flächenstaaten durch
Verordnungen bzw. Erlasse geregelt. Ein Leistungskriterium dafür ist
die Einhaltung einer sog. Hilfsfrist, definiert als die Zeit, die eine
Feuerwehr ab Annahme eines Notrufs benötigt, um mit einem bestimmten
Kontingent an einem (beliebigen) Schadenort ihres Ausrückreviers
einzutreffen.
Dabei
handelt es sich jedoch um eine einseitige Betrachtung, da hierbei
lediglich die Intervention durch die Feuerwehr, nicht aber die
weitgehend unbekannte Größe "Entdeckungszeit" berücksichtigt wird.
Vorrangige Aufgabe einer Feuerwehr ist – allgemein formuliert
– der Schutz von Leben und Gesundheit der Bürger innerhalb des
betreffenden Gebietes.
Hilfreich zur Ableitung effektiver Maßnahmen ist eine Betrachtung der
Einsatzhistorie. Nach Untersuchungen der NFPA (National Fire Protection Association, Quincy/MA USA) sowie von Kordina (TU Braunschweig) gibt es die meisten Brandtoten in einer Wohnumgebung, wobei Ersticken/Rauchvergiftung die häufigste Todesursache ist.
Dies wird bestätigt durch jüngere Untersuchungen zu Einsätzen mit Personenschäden der Feuerwehr Bochum (Katzmann, Thorsten: Analyse von Bränden mit Personenschäden bei der Feuerwehr Bochum für die Jahre 92 bis 97 (Studienarbeit); Bergische Universität - Gesamthochschule Wuppertal, Fachbereich 14 - Sicherheitstechnik; Fachgebiet Brand- und Explosionsschutz; Prof. Dr. rer. nat. H. Hölermann, 1998) bzw. Erhebungen aus Großbritannien. (de Vries, Holger: Zur Situation des Vorbeugenden Brandschutzes in England, vfdb-Zeitschrift, 1995, Nr. 1,22-26; nachgedruckt in Brandschutz, 1995, Nr. 8, S. 561-566).
Interessant ist hierbei ein leichter
Überhang von Einsätzen mit einer Meldezeit zwischen 0 bis 6 Uhr im
Vergleich zu den anderen drei Tagesvierteln. Gerade Brände in privater
Wohnumgebung zu Zeiten, zu denen normalerweise geschlafen wird,
entziehen sich oft "rechtzeitiger" Entdeckung.
Rauchvergiftung im Schwelbrand
Die folgende Abbildung zeigt bei einem Schwelbrandversuch im Maßstab 1:1 gemessene Temperaturen sowie die Sauerstoff- und Kohlenmonoxidkonzentration im Brandraum. (de Vries, Holger: Experimentelle Untersuchungen zur Zubereitung, Anwendung, Wirkung und des Spurenbildes von Brandsätzen nach Art der "Molotov-Cocktails" unter Berücksichtigung eines tatsächlich stattgefundenen Schadenfeuers (Studienarbeit), Bergische Universität - Gesamthochschule Wuppertal; Fachbereich 14 – Sicherheitstechnik; Fachgebiet Brand- und Explosionsschutz; Prof. Dr.-Ing. habil. K. D. Pohl; 1994) Dieser Versuch wurde mit einer brennenden Zigarette in einem Bett gezündet. Oberhalb des Diagramms ist dargestellt, wie lange es normalerweise dauern kann, bis ein sich derart langsam entwickelnder Brand entdeckt wird. Diese Zeitspanne kann – wie unterhalb des Diagramms dargestellt – durch Heimrauchmelder beträchtlich verkürzt werden.
Es ist auch zu erkennen, dass der
Zeitgewinn, der durch einen Heimrauchmelder erzielt werden kann, im
Vergleich zu Verkürzungen der Hilfsfrist, deutlich größer ist.
Interessant sind in diesem Zusammenhang auch schwedische Untersuchungen
zur Wirtschaftlichkeit von Rauchmeldern, die sogar den Austausch von
9-V-Rauchmeldern gegen 230-V-Rauchmelder als vorteilhaft bewerten. (Räddningsverket
(Hrsg.): Optimal Fire Safety – Cost-benefit analysis and comparison of
fire service costs in six countries; research Report P21-098/95,
Karlstad/SE 1995).
Dies wäre jedoch – im Vergleich zu Deutschland – erst der zweite
Schritt nach Einführung von 9-V-Heimrauchmeldern. In Großbritannien
verschenken einige Feuerwehren mittlerweile Rauchmelder an Haushalte in
besonders "gefährdeten" Stadtbezirken, installieren diese und tauschen
jährlich kostenfrei Batterien aus.
In der Praxis werden Brände in Privathaushalten auch oft erst durch
Anwohner oder Passanten entdeckt, wenn Flammen bereits aus den Fenstern
schlagen und die Bewohner zumindest schon handlungsunfähig sind. In
diesen Fällen ist – leider – davon auszugehen, dass es unerheblich ist,
welche Hilfsfrist von welchen taktischen Einheiten der Feuerwehr
eingehalten werden kann, da eine erfolgreiche Intervention – sprich:
Rettung – nicht mehr möglich sein wird.
Feuerlöscher als Erstmaßnahme
Rauchmelder Entstehungsbrände
detektieren bereits in einem sehr frühen Stadium, so dass eine
Laien-/Selbsthilfe noch möglich erscheint, in nachfolgender Abbildung
durch einen stilisierten Feuerlöscher angedeutet. In der bereits
zitierten Untersuchung über Brände mit Personenschäden in Bochum 1992
bis 1997 fallen rd. 50 % der Fälle nach Eintreffen der Feuerwehr – also
nach weiteren 5 bis 10 Minuten Brandausbreitung nach Alarmierung der
Feuerwehr - in die Kategorie "Kleinbrand a" bzw. "Kleinbrand b".
Es ist daher anzunehmen, dass diese Brände noch mit einem
Kleinlöschgerät (z. B. 6-kg Schaumlöscher, von Pulverlöschern wird hier
wegen der starken Kolalateralverschmutzung durch das Löschpulver
abgeraten) noch beherrschbar gewesen wären. Schwedische Untersuchungen
bewerten die Ausrüstung von Wohneinheiten mit Feuerlöschern ebenfalls
als wirtschaftlich sinnvoll.
Etwas zurückhaltend ist sicherlich folgende Meldung des bvfa vom
25.11.2003 zu bewerten, da mit ihr gleichzeitig die Produkte der
Mitgliedsunternehmen der bvfa beworben werden "79 Prozent aller Brände
in Deutschland werden erfolgreich mit Feuerlöschern bekämpft - ohne
dass die Feuerwehr alarmiert wird. In weiteren 18 Prozent der
Brandfälle werden Feuerlöscher eingesetzt und gleichzeitig die
Feuerwehr alarmiert. Nur drei Prozent der Brände werden ausschließlich
von den Feuerwehren gelöscht. Das ergab eine Umfrage in fünf Ländern,
die der Bundesverband Feuerlöschgeräte und -anlagen e.V. (bvfa)
zusammen mit europäischen Partnerverbänden durchgeführt hat. Für die
Studie wurden insgesamt 4.800 Brandfälle ausgewertet."
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Rauchmelder – zunächst in
9-V-Ausführung, später oder bei Neubauten von vornherein in
230-V-Ausführung – und Kleinlöschgeräte (Feuerlöscher) in peripheren
oder besonders gefährdeten Stadtteilen effektive kompensatorische bzw.
ergänzende Maßnahmen sind, um Leben, Gesundheit und Eigentum der Bürger
effektiv schützen zu können.